Schotten dicht.
von phorkyas
Pause, Pause, Pause…
(Wenn schon der Dr. Schein seine Praxis fast geschlossen hätte, Blogo eine Kreativpause einlegt und auch der Dschungel vor der Schließung steht vor einem Speicherplatzproblem steht?, warum bin ich Depp eigentlich noch hier? – Dabei ist doch Tunnelblickzeit: nur die Arbeit zählt. Auf! Übergang in die Quantenphase.)
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Die Dschungel? Wieso das?
Ach nicht einmal genau lesen kann ich, das ist ja etwas völlig anderes:
„Die Dschungel nähert sich ihrem Abschluß: der dem Biotop zugewiesene Platz ist nahezu ausgeschöpft. Darüber hinaus ließe es sich nur noch wuchern, würde das Areal vergrößert werden, etwa so, wie’s dem >>>> Kruger National Park geschehen. Ich habe deshalb an Twoday geschrieben und nachgefragt. Man wird nun sehen. Vielleicht gibt’s ja ein Mozambique für Literarische Weblogs.“
http://albannikolaiherbst.twoday.net/topics/Arbeitsjournal/
Ich vermute, dass der Speicherplatz für Herbsts „Dschungel“ schlichtweg erschöpft ist. Es sind in der 5-Euro-Bezahlversion von twoday 100 MB. Das ist mit Bildern relativ schnell erreicht aber auch bestimmt irgendwann mit Text. Die Antwort von twoday dürfte meines Erachtens sehr lange aufs ich warten lassen – man dürfte ihm die 20-Euro-Version (alle Preis pro Monat!) empfehlen, was schlichtweg zu teuer ist.
Generell glaube ich, dass das (deutschsprachige) Qualitätsbloggen (sic!) längst in einer Krise steckt. Es ist ja nicht so, dass nur die Blogs „sterben“ – den anderen gehen damit schlichtweg die Leser aus.
Ja, es liest sich so.
Kennst Du bzw. gibt es Indizien für einen Niedergang des deutschsprachigen Qualitätsbloggens?
Ich vermute, dass der Speicherplatz für Herbsts „Dschungel“ schlichtweg erschöpft ist.
Das musste ich dann auch feststellen, dass es so zu interpretieren sei – Nicht einmal genau lesen konnte ich also… Kein Qualitätsleser.
Etliche Blogger haben entweder aufgehört oder „dümpeln“ nur noch herum. Selbst bei Niggemeier gibt es weniger Kommentare. Und auf Kommentare bei Niggemeier gibt es sehr viel weniger Klicks auf den eigenen Blog wie dies noch vor zwei Jahren der Fall war. Paradoxerweise mache ich das am immer noch zunehmenden Angebot fest. Die etablierten Medien haben ihre Webseiten immer mehr optimiert; Diskussionen verlagern sich immer mehr in die FAZ- und Zeit-Foren.
(Möglich – aber auch dort braucht es dann die kritische Masse. Provokative Themen ziehen schon innerhalb kürzester Zeit 200 Kommentare auf sich – Sarrazin zieht immer oder auch das Interview mit Zizek – während so kleine Diskussionen nicht anlaufen oder auch erstickt werden:
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2011-07/wolfgang-herrndorf-auszeichnung?commentstart=1#comments
)
@Phorkyas
Die „kritische Masse“ schreibt lieber Kommentare als einen zeitaufwendigen Blog-Beitrag auszuformulieren, der dann von drei bis sechs Leuten gelesen wird.
(Keine Ahnung, ob diese Antwort jetzt an der richtigen Stelle erscheint…)
Die kritische Masse reagiert oft so reflexhaft, dass ich es schon frustrierend finde – da braucht man nur die Titelüberschrift zu lesen und weiß schon, ah da reagieren die Kommentatoren sich wieder ab… So kommt man natürlich nicht weiter. Hauptsache „wir“ üben uns dann nicht im Gegenreflex.
[Bei „EHEC“ – was war das noch? – hatte ich zumindest schon einmal einen Anfang gemacht und die Warnungen/Hype ignoriert und weiter meine Tomaten, Gurken und Sprossen gegessen – da habe ich Blicke geerntet als sei ich von einem anderen Planeten.. manchmal denke ich das ja auch, dass dieser Planet hier von einem anderen Stern stammt..]
(Oh ja.. das ist immer noch ziemlich blöd hier mit der Kommentarunorndnung..)
Hm, „Schoten dicht“ wär mir lieber. Im Sinne von hart am Wind segeln.
…ja, mit ordentlich Krängung (aber ich war dafür immer ein zu großer Schisshase)
Hier ist schon wieder einer, der nach sechs Jahren aufhört…
Der Glückliche, Konsequente, möche ich fast sagen…
Jetzt musst Du uns aber schon verraten, warum er der Glückliche, Konsequente ist (oder eben fast).
„Blogging is futile.“ (fast)
Ehrlich gesagt bewundere ich diese Konsequenz auch. Ob es gleich ein „Glücklicher“ ist – das weiss ich nicht.
Das ist sicherlich übertrieben. Wenn ich mit dem Bloggen so unzufrieden wäre, sollte ich es einfach lassen.
„Inzwischen bin ich aber an jenem Punkt angelangt, wo das Dokumentieren von Umständen, das Fotografieren von Zuständen, das Anprangern von Mißständen zur – mitunter durchaus lästigen – Routine geworden ist.“ (zonebattler)
Ähnliches sehe ich auch. Und diese Tretmühlkreisläufe des Immergleichen sind doch etwas ermüdend.
Gleichwohl würde ich das hier auch weitestgehend unterschreiben:
„Mit der digital existierenden Heimstätte habe ich – höchst erstaunlicherweise – weit mehr erreicht, als ich vorher je zu hoffen gewagt hätte: Ich habe im analogen Leben Freunde gewonnen, Bekanntschaften gestiftet, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in vielerlei Hinsicht erweitert“ (zonebattler)
Zum „Qualitätsbloggen“ möchte ich noch sagen, dass ich da das Problem der „Verhärtung“ sehe, dass Qualitätsblogger gewissermaßen das wiederholen könnten, was man an den Zeitungen so kritisierte: dass diese es sich anheimfallen lassen, von einer höheren (Qualitäts-)warte schreiben und schon einmal einfach recht zu haben, weil ihr Text in der FAZ gedruckt wird. (Freilich würde ich, was die Qualität der Texte anbelangt sagen, dass manche Blogs und Zeitungstexte sich schon einander annähern – ob die einen nun schlechter werden oder die anderen besser, vielleicht schärfen die Blog-„Dilettanten“-Texte den Blick dafür, das auch die Zeitungsleute nur mit Wasser kochen…. Allein das wäre doch auch eine willkommene Demokratisierung?)
Zunächst müsste man dann einmal definieren, was „Bloggen“ und was „Qualitätsbloggen“ ist. Beides findet sich m. E. weder in der FAZ noch in irgendeinem anderen „klassischen“ Medium. Die Journalisten, die bloggen, sind keine „Blogger“. Und Leute, die 15 Bücher im Momant lesen und darüber Texte von 20 Zeilen schreiben, sind keine „Qualitätsblogger“.
Das große Problem der Blogger ist gleichzeitig ihr Vorteil: Ihr Alleinsein; ihr sich-ständig-bewähren-müssen. Dass es da zu Verhärtungen kommt, ist klar. Das schlimmste wäre jedoch eine Anbiederung an den Mainstream, nur um Gehör zu bekommen. Daher ekeln mich auch diese Alarm-Blogger derart an: Sie versuchen, die Schreie der anderen durch lautere Schreie zu übertönen.
Das große Problem des Bloggers ist, dass er sich ständig herausgefordert sieht, zu „liefern“. Ansonsten droht das Schlimmste, was es gibt: Aufmerksamkeitsentzug; Entfernen aus dem Feedreader, usw. Gleichzeitig werden die Medienangebote ja nicht weniger. Der Blogger ist also ständig im Wettstreit mit den „normalen“ Medien.
Im Prinzip bin ich immer noch der Meinung, dass ein gut strukturiertes Forum von mehreren hellen Geistern (die auch der kritischen Masse angehören können, aber nicht müssen!) eine Alternative wäre. Aber das wird inzwischen schwieriger: Einerseits will jeder auf „seinem“ Blog der Herr (oder die Frau) sein, der/die alles bestimmt. Andererseits stellt sich schnell Frustration ein. Manchen Bloggers, die eigentlich aufgegeben haben, die ich aber zu den hellen Geistern zähle, hatte (und habe) ich angeboten, bei mir Gastbeiträge zu veröffentlichen. Das passiert dann leider auch zu selten…
Ja, konsequent und mutig ist der Schritt aufzuhören schon; andererseits lässt man das Bloggen sowieso irgendwann sein, wenn es einen nicht mehr freut: Der Unterschied ist, dass es sich dann eher verläuft (also ein weniger klares Ende).
In der Tat: Das Liefern-Müssen hält von umfangreicheren Projekten eher ab, bzw. verleitet es dazu Texte nicht lange genug liegen zu lassen (ich denke mir das bei meinen eigenen Sachen recht oft).
Was den Blog vom Forum unterscheidet, ist, dass ersterer die „Welt einer Person“, ihre Subjektivität, etc. widerspiegeln kann, ein Forum ist in Summe ein Gemeinschaftsprodukt und -unternehmen. Antrieb und Reiz sind jeweils verschieden. Ich denke, das muss man zu dem „der Herr im Haus sein“ dazu nehmen.
Dass Gastbeiträge selten sind, hängt damit zusammen, das man sich zeitgleich dem eigenen Blog oder anderen eigenen Dingen widmen möchte (muss) bzw. man der Ansicht ist an anderen Orten mehr Ruhm ernten zu können (z.B. wird ein Wissenschaftler seine Zeit vielleicht eher in seine Forschung oder Karriere stecken).
In der Tat sollte ein Begriff zunächst definiert werden, bevor man sich über die angeblich damit Bezeichneten hermacht. – So wie Sie ihn ex negativo definieren, könnte es ja fast scheinen, dass es keine Qualitätsblogger gäbe. Das wäre mir sogar sympathisch, man sollte die Latte nicht zu niedrig legen. (Ähnlich bei dem beklagten unheilvollen Sterben des Journalismus – was da so ehrvoll hochgehalten wird – hat das je existiert – man wünschte es sich doch herbei?)
Ein Forum habe ich leider selbst nicht aktiv erlebt (nur im StudiVz gab es mal eine sehr aktive Gruppe, das war vielleicht nahe dran) – So, kleineren Blos, findet sich bei Kommentaren ja leider nur selten die kritische Masse, um eine interessante Diskussion anzuheizen (die dann bei einem Forum theoretisch eher gegeben wäre)…
ein Forum ist in Summe ein Gemeinschaftsprodukt und -unternehmen. Antrieb und Reiz sind jeweils verschieden.
Ja, gerade die gemeinsame Sache könnte ja auch antreiben (aber dann kommen natürlich auch komplizierte Massendynamiken ins Spiel die so ein Projekt auch umgekehrt wieder stürzen können)
Naja, wozu Jammern? Ist doch alles relativ prima. So oder so.
Interessante Diskussion. Im Prinzip sollten jene, die meinen, mit ihren Blogs würden sie eine kritische Masse erreichen, um irgendein Steinchen ins Rollen zu bringen, sofort aufhören zu bloggen. Dem gemeinen Blogger, v.a. wenn er anonym bleibt, fehlt jegliches Attribut der Macht; er ist ein Nichts, das Gegenteil einer Kultfigur – Solche Attribute wären jedoch Voraussetzung um überhaupt „gelesen“ zu werden. In meiner Rolle als Blog-Dilettant und durchaus auch als ekelerregender Alarm-Blogger mache ich aber aus einem einzigen Grund weiter: Es ist MEINE Welt, die sich in meinem Blog entwickelt. Dazu gehört ein Feedback einiger weniger, etwa so wie im richtigen Leben. Das ist ein bisschen mehr als nur Trotz. Eher egoistisches Tretmühlen, ein Erkunden der Grenzen, worüber andere urteilen und lachen können, so sie denn ihre Zeit dafür opfern. Mit ca. 25 Abonnenten erreiche ich abgesehen von der Entwicklung meines Tretmühlenhorizonts nichts, weder politisch, kulturpolitisch oder sonst wie. Für mich persönlich ist das zurzeit okay.
@Phorkyas
Es gibt schon „Qualitätsblogger“ und man sollte sie durchaus mit Journalisten und/oder anderen Meinungsmachern messen. Aber man muss aufpassen, dass man nicht Qualität mit Bekanntheit oder Quantität gleichsetzt.
(Ein Beispiel wäre da für mich diese Blogmaschine Don Alphonso. Der ist längst zum Selbstdarsteller geworden, ohne dass es mich nur einen Deut interessiert. Aber das ist sehr subjektiv.)
@rechnungmitdemwirt
Ich glaube, dass jemand bloggt, ohne etwas in irgendeiner Form erreichen zu wollen, ein Märchen ist. Es geht dabei weniger um „Macht“ (dann müsste sowas wieder definiert werden), als um Reichweite und Austausch. Wenn ich daran nicht interessiert bin, ist kein Unterschied zum „Für-die-Schublade-schreiben“ erkennbar. Das Spitzwegbild des „einsamen Poeten“ ist für den Blogger per se nicht zutreffend. Damit ist übrigens nicht gemeint, dass man sich um Leser zu gewinnen, einem Massengeschmack anbiedern soll, kann oder wird.
Ja, Macht muss definiert werden: Ich meinte damit nicht die strukturelle Macht, sondern die psychologisch wirksame, die mit „Ausstrahlung“, Reputation und Autorität korreliert. Das ergibt Reichweite. Diese Macht mit eignen Blogbeiträgen erst erarbeiten zu wollen, ist in der Regel eine nette Illusion. Man bringt sie mit aus dem realen Leben – oder eben nicht.
Ich glaube, es ist problematisch, vom „realen Leben“ und dem „Blogleben“ oder „virtuellen leben“ zu unterscheiden, wenn es um menschliche Eigenschaften geht. Solange auf den Tastaturen noch Menschen hacken, verändert sich nicht so viel. Die Anonymität des Netzes trägt zwar zu einer gewissen Verrohung der Sitten bei, aber auch das ist in jeder anderen Parallelwelt zu beobachten.
Wenn jemand einen Text schreibt, ist es zunächst egal, ob es sich um einen wissenschaftlichen Aufsatz oder eine Inhaltsbeschreibung des Kühlschranks handelt: Der Wunsch nach Aufmerksamkeit ist immanent. Das hat mit Macht wenig zu tun; im Gegenteil: es hieße den Machtbegriff zu trivialisieren. Den Aufmerksamkeitswunsch zu leugnen ist reiner Selbstbetrug. Ungefähr so wie Fußballspieler, die sagen, sie machen das, weil ihnen das Spiel so gut gefällt.
Hinzu kommt die (anfängliche?) Lust an dem Diskurs. Besteht das, was ich da geschrieben habe? Wie regieren die anderen? Hier sind die Ernüchterungen zuerst zu bemerken. Entweder es gibt sehr, sehr wenige Reaktionen (das ist die Regel) – oder es gibt wie in den größeren Blogs Trolle, die jegliche seriöse Diskussion verunmöglichen oder mindestens erschweren. Auch das ist wenig unterschiedlich zum „realen Leben“. Wenn man dort nach der Meinung zu einem Buch gefragt wird und dann ein bisschen ausholt, flüchten die anderen schnell zum Büffet.
Ja, der Wunsch nach Aufmerksamkeit ist schon nicht zu leugnen. Der ist allzu menschlich. Auch ich hab gerne mal ein Feedback im Blog, was mir Beweis ist, das Teil wird noch gelesen, ich hab ein wenig Aufmerksamkeit irgendwo rausgekitzelt. Der Punkt ist, ob man sie in „kritischer Masse“ kriegt oder nicht und das hat m. E. eben mit realer Autorität oder Macht oder nenn es wie auch immer zu tun. Unabhängig vom Inhalt macht es einfach ein Unterschied, ob z.B. ein Altkanzler oder eine tom-ate irgendwo einen Beitrag publizieren. Dort wo alle schon hinglotzen, dort muss es doch was Tolles geben, mindestens Freibier oder gar Erkenntnis. Es geht letztlich um Erfolg, der misst sich in der Blogstatistik und ist in der Regel frustrierend. Trotzdem zu bloggen, bedeutet für mich, die Motivdynamik dahinter etwas zu verändern, sofern man das überhaupt kann. Denn würde ich immer noch meinen, ich schreibe zuallererst fürs Publikum, so würde meine Statistik sagen: Halt, der Aufwand steht in keiner Relation zum Ertrag, also vergeude deine Zeit nicht länger mit diesem Geschäft. Ich denke, wenn Blogs Offline gehen, dann primär wegen der Statistik, sprich dem Gefühl mangelnder Autorität/Macht/Marktwert/Beachtung.
Mir fehlt da der eine oder andere ein Aspekt: Zum Aufmerksamkeitsbedürfnis gehört auch eine Art von Selbstbestätigungs- oder Selbstwertsbedürfnis: Man möchte, dass das, was man tut auch anerkannt wird. Damit hängt die Qualitätsprüfung durch die Leser zusammen: Wie Gregor schon schrieb, man möchte wissen wie gut das, was man da tut, tatsächlich ist. Und hinzu kommt (für mich zumindest) das Kennenlernen andere Personen und ihrer Welten (Blogs). Man kann Menschen treffen, die man sonst nie getroffen hätte, und ich lehne mich jetzt aus dem Fenster, aber der Kontakt kann ähnlich subtil oder intensiv sein wie das bei physischer Präsenz anderer der Fall ist (natürlich auf eine andere Art und Weise).
Vier Dinge die mich positiv stimmen: 1. Die Zahl meiner Leser nimmt zu (tendenziell). 2. Die Art der Rückmeldungen ist qualitativ gut, die Anzahl in Ordnung. 3. Ich habe das Gefühl meine eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. 4. Es macht eine Menge Spass und Freude.
@rechnungmitwirt
25 Abonnenten sind wahnsinnig viel, für meine Verhältnisse zumindest. Bezüglich der Aufmerksamkeit muss man differenzieren was einem wichtig ist: Ich würde keinen Massenblog wollen, eher einen intensiven Austausch mit einer „geringen“ Zahl an Lesern. Ich glaube schon, dass man „unabhängig“ von seinem Ansehen ein gut besuchtes Projekt aufziehen kann: Es kostet aber viel Zeit und Ressourcen und es hängt auch vom Projekt selbst ab.
@tom-ate
Unabhängig vom Inhalt macht es einfach ein Unterschied, ob z.B. ein Altkanzler oder eine tom-ate irgendwo einen Beitrag publizieren.
Das ist richtig, aber das ist auch gleichzeitig das Problem an der Sache, weil ausschließlich die soziale und gesellschaftliche Stellung des „Altkanzlers“ die Publikation bestimmt. tom-ate hat gar keine Chance, seine Argumente „auf Augenhöhe“ zu publizieren. Erst dann könnte man feststellen, ob sie etwas taugen.
Diese Selbstreferentialität haben Blogs ein bisschen aufgebrochen. Ich sage bewusst „ein bisschen“, weil es eben doch einen Unterschied macht, ob ich oder tom-ate oder Blogger XYZ bei Google auf Position 67 steht oder auf 1. Auf der FAZ oder ZEIT kann man jetzt den Text des Altbundeskanzlers kommentieren; eine indirekte Folge von Blogs. Diese Kommentare sind in der Regel sofort öffentlich, d. h. der Filter durch Leserbriefredaktionen entfällt – zumindest was die Quantität angeht (Platz ist unendlich vorhanden).
@tom-ate
Sorry, zu früh abgeschickt.
Noch etwas zur „kritischen Masse“: Ich befürchte, dass es die kM eigentlich gar nicht gibt. Es sei denn, es sind die LoboNiggemeierHeise-Stammkommentierer. Es wäre ein Fehler, sich einer derart heterogenen Schimäre ranzuschmeissen. Das wird mit Sicherheit scheitern. Obwohl man mit bestimmten Textlein zunächst einmal durchaus ein gewisses Echo erzielen kann. Aber das sind nur Heuschreckenschwärme.
Zur kritischen Masse
So müsste auch diese definiert werden (ich weiß gerade nicht, ob ich der Schuldige bin und diesen Begriff aufbrachte). Die Stammkommentierer in solchen „großen“ Blogs lassen leicht den Eindruck entstehen, dass da viel passiert, schaut man länger zu, so sind es fast immer dieselben „Nasen“? – Als kritische Masse reichten aber auch schon eine Handvoll Leute, die eine Diskussion befeuern, die sich dann gerade ohne den Blogherrn selbst in Gang hält. So wie hier gerade (die Antworten gehen nur so hin und her, es ist ein lebhaftes Gespräch – hier vielleicht selten, dafür umso lieber gesehen)
Stimmt, das ist ein guter Punkt: Eine Diskussion, die ohne den Hausherren am Laufen bleibt.
Jein. Manche legen die Absenz des Hausherrn (dürfte man entsprechend aus „Hausfrau“ sagen?) als Ignoranz aus. ich gestehe, dass mich das bei Niggemeier oft gestört hat. Er wurde zuweilen direkt angesprochen, manchmal auch angegangen – und es kann so ab Kommentar #20 nichts mehr oder sehr wenig.
Ich kenne die Diskussionen bei Niggemeier nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass man als (viel beschäftigter) Hausherr schnell die Grenzen seiner eigenen Kapazität erreicht: Man kann nicht mehr auf alles eingehen, weil man nicht den ganzen Tag mit dem Verfassen von Kommentaren verbringen will.
Das Kriterium „Diskussionen, die ohne den Hausherren ablaufen“ finde ich schon wichtig, weil Hausherr (und -dame) öfter und ausführlicher auf Kommentare eingehen, um Diskussionen zu ermöglichen und zu fördern (immerhin ist es ihr Blog und man möchte Leser halten) – funktioniert die Diskussion auch ohne sein/ihr intensives Zutun, ist das ein Signal, dass sich die Diskutanten wohlfühlen und sich ein selbstständiger Interessenten- und Leserkreis etabliert hat (es heißt ja nicht, dass sich der Hausherr tatsächlich nicht mehr beteiligt).
Ob das Kriterium soviel taugt weiß ich auch nicht. Es sollte nur besagen: Es gibt genügend Aufmerksamkeit, es passiert etwas. Natürlich kann die Diskussion trotzdem Blödsinn sein. – Und dass der Hausherr dann nix dazu sagt oder nur noch kleine Sticheleien einwirft, scheint durchaus öfter der Fall zu sein – bei den „Diskursen“ (insbesondere auch im Netz), das finde ich durchaus etwas frustrierend, gibt es ja kein Resümee, mehr ein Versanden, Abflauen der Aufmerksamkeit.
Zwei Beispiele für ebenso absente Hausherren bei ansonsten kritischer Masse: 1) Bei Herrn Stefanowitsch zu dem der/das Blog-Problem (überhaupt ist der Umgangston dort so pöbelhaft, dass man das schlechterdings ernst nehmen sollte)
2) mspr0 und seine Geisteswissenschaftler-Schelte
– Eine dritte Diskussion mit kritischer Masse, die ich gerade sah, finde ich ganz aufschlussreich: http://www.zeit.de/2011/37/Rezension-Interview-Altmann – hat mit dem Buch vielleicht gar nicht mehr viel zu tun, aber man betreibt die Wiederauflage der Wissenschaft vs. Religion-Debatte (teilweise gleiche Teilnehmer – aber ich muss gestehen, dass ich das jetzt nicht wieder alles gelesen habe, denn da dreht man sich wahrscheinlich weiter im Kreis – jedenfalls gibt es gewisse Themen, die wie so ein Reiz-Reaktions-Schema, die Kommentarspalte zur Explosion bringen können, wenn es um dieses Thema zuvor lange genug still war?)
bei den „Diskursen“ (insbesondere auch im Netz), das finde ich durchaus etwas frustrierend, gibt es ja kein Resümee, mehr ein Versanden, Abflauen der Aufmerksamkeit.
Ist das, lieber Phorkyas, nicht unsere Zeit? Vielleicht muss man die Diskussion als Resümee auffassen oder sich selbst hinsetzen und zusammenfassen. Mir geht das zwar nicht ab, aber es wäre sicherlich ein interessanter Versuch, die Argumente einer Diskussion unterhalb des Ausgangstexts zusammenzufassen (obwohl das vielleicht mehr ).
Abflauen, versanden: Dort wo alles gesagt ist, wo einen nichts mehr hält, geht man wieder seines Wegs oder lässt sich treiben. Du meinst wohl, dass manche Diskussion, das Versanden nicht verdient hat, aber was könnte man an seine Stelle setzen? Ein höfliche Verabschiedung der Beteiligten?
Ein Bild für das, was ich mit der Absenz des Hausherren meinte: Es ist 20 Uhr und ich habe ein Runde von Freunden in meine bescheidenen vier Wände geladen. Ich freue mich, bin aber etwas nervös, weil ich der einzige bin, der alle (gut) kennt und die Geselligkeit und Gemütlichkeit des Abends wird stark an meinen Kommunikativen Fähigkeiten hängen. Und es beginnt auch so: Die Gäste treffen der Reihe nach ein, man plaudert, zunächst schüchtern, und ich bin der Umschlagplatz über den die meisten Wortmeldungen verhandelt werden. Aber nach einer Weile, ich ertappe mich dabei, wie ich mich entspannt zurück lehne, bemerke ich, dass sich längst jeder mit jedem unterhält.